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E-Bike & Ski

Nicht erst seit der Corona-Pandemie nimmt der Zuwachs an Skitourengehern zu. Auch vorher erlebte diese „Sportart“ immer mehr Beliebtheit.

Die Beweggründe, dass wir aus eigenem Antrieb die Höhenmeter selbst mit unseren Ski erarbeiten, sind natürlich unterschiedlich: Manch einer sucht das Naturerlebnis, als Ausgleich zum Berufsleben oder nutzt die Skitouren als Wintertraining. Mountainbiken und Touren gehen haben so einiges gemeinsam – erst einige Höhenmeter aus eigener Kraft bewältigen, um im Anschluss den Abfahrtsflow genießen zu können.

Die Tourenauswahl ist leider oftmals begrenzt, da entweder die Kondition für sehr lange Touren nicht ausreicht oder am Wochenende schlicht die zur Verfügung stehende Zeit zu gering ist.

Auch in schneeärmeren Wintern sowie im Frühjahr, der eigentlichen Zeit zum Skitouren gehen, finden wir die besten Schneebedingungen nur noch in den höheren Bergregionen. So haben wir die Option, die Ski auf den Rucksack zu schnallen, um über einen längeren Fußmarsch unser „weißes Gold“ zu erreichen. Doch so packen wir schnell ein Gewicht von mehr als 20 kg für eine Tagestour auf den Rücken, womit wir wieder bei unserem Zeitfaktor angekommen wären. Wirklich weiter kommen wir so auch nicht.

Hier kommt die Akku-unterstützte Variante: Mit dem E-Bike können wir vielleicht sogar (je nach Wohnort) direkt von der Haustüre weg zur Skitour losstarten. Klar schummeln wir uns so die ersten Höhenmeter nach oben, aber hey, schließlich steht der Abfahrtsspaß im Vordergrund – zumindest ist das meine Einstellung.

Auch dieser Winter erweist sich leider als eher schneearm.

Um trotzdem unsere angestrebte Tour im Lechtal bestreiten zu können, brechen wir am frühen Morgen mit unseren E-Bikes Richtung Bernhardstal auf.

Die ersten 350 Höhenmeter bewältigen wir im Flug. Dann reicht die Schneemenge aus, um unsere Ski anzuschnallen. Unser Ziel für heute ist die Krottenkopf-Nordrinne, die wir nicht auf direktem Weg ansteuern. Denn wir hoffen noch eine weitere Powderabfahrt unterhalb des Ramstallkopfes mitnehmen zu können. Und dieser Umweg hat sich ausgezahlt. Zwar entfaltet die Sonne schon im Aufstieg in die Scharte ihre Kraft und wir kommen mächtig ins Schwitzen, doch nordseitig ist der Schnee noch unberührt und pulvrig.

Wir zeichnen unsere Turns ins glitzernde Weiß. Unten angekommen ziehen wir unsere Felle wieder auf die Ski und machen uns weiter auf den eigentlichen Weg Richtung Großen Krottenkopf. Nachdem wir die Krottenkopfscharte passiert haben, müssen wir aufgrund des wenigen Schnees auf den Südseiten die Ski am Rucksack verzurren und die letzten Höhenmeter Richtung Gipfel zu Fuß zu bewältigen. Dann liegt sie vor uns die schmale, ca. 45° steile Nordrinne des Krottenkopfs. Claudia – meine Skitourenpartnerin an diesem Tag, und ich können es kaum erwarten, unsere Spuren dort hinunterzuziehen. Nachdem sie mir schon bei der ersten Abfahrt den Vortritt gegeben hat, darf sie dieses Mal eröffnen.

Die sogenannte „First-Line“ – hier unterscheidet sich das Freeriden wohl am markantesten zum Mountainbiken.

Beim Biken ist es mehr oder weniger egal, ob ich als Erster den Trail oder an späterer Stelle fahre. Hingegen ist beim Skifahren das Gefühl einfach unglaublich einen „unverspurten Hang“ zu eröffnen – „seine Spur dahin zu setzen wo, noch keiner vorher war“.

Mit kurzen Schwüngen gleiten wir nacheinander die ca. 150 Meter lange Rinne Richtung Hermannskar hinab. Über einen kurzen Gegenanstieg gelangen wir zurück in das Bernhardstal und wedeln Richtung Tal hinunter bis zu unseren E-Bikes. Noch einmal umpacken, die Ski und Skischuhe verstauen und dann sausen wir mit unserem E-Bike wieder zurück ins Lechtal.

 

Text/Athlet: Tina Canstein

Fotos: Martin Fiala (www.mafia-photography.com)

Tanner