Wembo 24h Worlds
Text: Daniel Bürgin
Schon im Januar schrieb ich in einem Beitrag darüber, wie ich fassungslos am Streckenrand in Finale Ligure stand und ungläubig den 24h Solo Fahrern zu jubelte, die durch die Toboga rauschten. Nun bin ich 5 Jahre später wieder hier, gereift, gealtert, sportlich gewachsen und nun soll ich derjenige sein, der durch die Toboga rauscht und frenetisch angefeuert wird. Dies ist mein Lebenstraum. Dies soll mein persönlicher Ritterschlag werden. Die größte sportliche Herausforderung, die ich je bezwingen musste. Dies ist der Schlussteil einer Geschichte, die einst so begann, dass ein durchschnittlicher Radsportler der 20 Jahre lang vor sich hin gebiked ist, plötzlich anfängt gezielt zu trainieren. 5 Jahre habe ich gebraucht, um nun zur Königin Finale zurückzukehren. Um mich nicht nur auf einer der schwersten Strecken der 24h Szene zu behaupten, sondern im Rahmen der Wembo 24h Solo World Championships, der wohl stärksten Konkurrenz der MTB Ultracyclingszene gegenüber zu stehen.
Ich bekomme beim Tippen Gänsehaut.
Zu den oben genannten Mitstreitern gehören beispielsweise Jason English aus Australien, 7-facher 24h Weltmeister oder der Kandier Cory Wallace, 3-facher 24h Weltmeister und 2-facher Landesmeister im Marathon. Das deutsche Teilnehmerfeld besteht aus Tobias „Drunke“ Drunkemöller, Sieger vom Stöffelrace und Jochen „Ultra-Jo“ Böhringer, Sieger vom Race Across Italy und mit Kai Saaler, der wohl aktuell beste deutsche Ultramountainbiker. Letzterer konnte gesundheitsbedingt nicht starten, kam aber trotzdem zum Rennen, um uns zu unterstützen.
Mit Teamkollege Dennis Scudlek und Andreas Schmelzer sind erneut die Weggefährten von Heavy24 angereist.
Details unsere 12-stündigen Anreise (für 500 Km Strecke) erspare ich euch, sonst bekomme ich erneut Schnappatmung, weshalb wir direkt zur Streckenbesichtigung am Donnerstag springen.
Dennis und ich richten uns für eine Besichtigungsrunde und der obligatorischen Vorbelastung. Aus der Vergangenheit wusste ich schon – der Kurs macht mir wenig Spaß. Hatte aber die Hoffnung, dass durch meine verschwommenen Erinnerungen vielleicht doch alles nicht so wild ist. Leider reichen gut 55 Minuten, welche ich für die 12 Kilometer lange Strecke brauche aus, dass alles genau so ist wie vermutet. Enge, verwinkelte Trails, alle Anstiege so steil, dass ich schon jetzt das größte Ritzel brauche, teilweise so technisch, dass ich schieben muss. Im erste Teil der Strecke dem Waldstück steht die Wärme und in diesem verwinkelten Teil gibt´s kaum Kühlung. Kaum ist man an der Küste angelangt, ballert die Sonne von oben und man wird gegrillt. Dennis haut es bei der Besichtigung schon hin und mir tun nach der Trailabfahrt die Hände schon so weh, dass ich nun lieber ein Bier statt meinen Lenker in den Fingern haben möchte.
Wenn ich gut 55 Minuten für 12Km Weg brauche, wird mir wieder klar, warum ich dieses Rennen als „Königin“ bezeichne. Immerhin kann man sagen, Streckenführung, Panorama, Location und die Fanbase sind ohne Zweifel absolut WM würdig. Die Organisation dann eher weniger. Dies entspricht mehr dem leidenschaftlichen Chaos, als strukturiertem Handeln. Fünf Minuten vor Rennstart ist der Kurs noch immer nicht final abgesteckt, von den wahlweisen 3 GPX Tracks auf der Homepage, entspricht genau Keiner der tatsächlichen Route. Das was man uns beim Fahrerbriefing zu den wichtigsten Themen wie beispielsweise: überholen, Lichtpflicht oder ähnlichem erzählt, wiederspricht zu 100% dem, was wir dem Veranstalter als gelesenes und signiertes Dokument bezüglich der Regularien vorlegen mussten. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass die Renndauer alljährlich noch während des Rennens vom Veranstalter ausgewürfelt wird!
Nachdem sich also der Veranstalter am Renntag größte Mühe gegeben hat das Teilnehmerfeld zu verwirren, schaffe ich es dennoch mein Bike pünktlich auf seinen Parkplatz zu stellen und mit Laufschuhen bewaffnet in der Startaufstellung zu stehen.
Gestartet wird hier nämlich im Le Mans Stil
– das heißt man rennt zunächst 400 Meter nach italienischer Messgenauigkeit, um dort erst aufzusatteln und seine erste Runde in Angriff zu nehmen. Da auf diesem Kurs das Überholen sowieso nur auf wenigen 100 Metern der Strecke möglich ist, wird so schon mal das Feld in die Länge gezogen, was dann doch recht sinnvoll ist.
Ich bin selbst überrascht, das ich nach der ersten Runde schon ziemlich alleine bin und sich das 200 Mann/Frau große Fahrerfeld ziemlich verteilt hat. Während die Topfahrer English, Wallace, Böhringer und Drunke Vollgas geben und mir schon längst enteilt sind, tut das Königin Finale auch. Mit über 30 Grad auf dem Kurs beginnt sie ab der ersten Rennstunde damit, die Fahrer hinzurichten. Manch einer muss schon nach der ersten Runde pausieren. Ich selbst schaffe gerade einmal 4 Runden, bis ich meiner Crew rund um Marco und Jonas das Signal gebe, ich brauch kommende Runde einen Stopp um mich zu verpflegen und runter zu kühlen. Den Plan durchzufahren bis 19 Uhr zum anstehenden Lichtwechsel muss ich verwerfen. In der Runde zum ersten Stopp hole ich „Drunke“ ein. Kein gutes Zeichen, denn normalerweise ist er deutlich schneller als ich.
Nach 5 Runden komme ich an die Box, endlich, denn ich kann den Lenker kaum noch halten. Runterkühlen, trinken, etwas Festes essen. Marco bestätigt mir, was ich draußen sehe, die Fahrer sterben wie die Fliegen. Kai Saaler kommt rüber: “Daniel, gerade geht es allen schlecht und von denjenigen siehst Du noch am besten aus“. Wir verständigen uns auf 2 Runden Stints, den länger kann ich aktuell den Lenker nicht festgehalten. Wohlgemerkt reden wir hier von den ersten 6 Rennstunden. Die Situation ist beängstigend. Draußen finden sich mittlerweile an jedem Anstieg Fahrer, die bereits ihr Bike schieben. Bisher war dies nur am technischen Uphill, nachfolgend Horrorstück genannt, der Fall. „Drunke“ ist mittlerweile ausgeschieden und auch ich bekomme die ersten Verschleißerscheinungen. Knapp 700ml Flüssigkeit nehme ich mit auf die einstündige Runde. Nach 20 Minuten habe ich aber schon alles in mich reingekippt, komme ich zu meiner Crew schütte ich weitere 700ml über Kopf, Beine, in die Schuhe…nach nicht einmal einer halben Runde ist alles wieder trocken. Sämtliche Flüssigkeiten scheine geradezu vom Körper weg zu destillieren, sobald sie Kontakt haben. Mehr trinken killt mir den Magen, weniger trinken sorgt unweigerlich zur Dehydrierung und Krämpfen. Was soll ich opfern?
Ich liege auf Platz 18, gefühlt 10 Plätze zu weit vorne. Es ist die 7. Runde und ich fasse mir ein Herz – erstmalig zertrete ich das Horrorstück. Diesmal komme ich hier nicht schiebend an. Treten bedeutet jedoch 400 Watt und 20 Pulsschläge mehr in diesem Anstieg, was sicherlich keine Geniestreich war. Ich will mir aber nicht eingestehen, dass ich in Finale nicht eine Runde fahrend bewältigt habe, somit kann ich da einen Haken dran machen.
Mittlerweile habe ich mich auch entschieden, ich opfere meine Beine und behalte meinen Magen. Noch vor 19 Uhr bekomme ich erste Krämpfe. Weiterhin gibt´s 700ml herrlichstes Sponser Competition, wahlweise mit Minze oder Zitrone. Pro Runde zusätzlich zum Essen gibt´s Salztabletten in Geschmacksrichtung Salz.
Mein ausgeklügelter Plan lautet, mich mit Krämpfen in die Dunkelheit zu schleppen, um dann nachts mit einem intakten Magen den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren. So schleppe ich mich weiter um die Strecke, um gegen 19.30 das Bike nachtfertig zu machen. Bei meiner Ankunft sehe ich Dennis am Wohnmobil, wenig später überhole ich Andreas. Somit überrunde ich also schon meine Kollegen, während sich Königin Finale noch längst nicht beruhigt hat. 4 Fahrer vor mir wurden verschlungen. Ich bin nun 14er, als ich zu Andreas auffahre und wir bleiben ein Stück zusammen.
Er erzählt mir, wie auf einem Flachstück der Fahrer vor ihm einfach vom Rad gekippt ist, einfach umgefallen ohne Reaktion. Mir selbst kam schon drei Mal der Krankenwagen auf der Strecke entgegen. Alle leiden, Gesellschaft tut mir aktuell gut, aber Andreas hat nur lobende Worte für mich übrig „Daniel du bist brutal unterwegs, ich kann dein Tempo nicht halten“ ehe er mich ziehen lässt. Ich entschuldige mich, dass ich nicht bei ihm bleiben kann und trete stur meine Rhythmus weiter. Es wird langsam dunkel, die Temperaturen fallen zumindest Richtung 22 Grad und ich starte mein Regenerationsprogramm. Kontinuierlich trinken, wieder mehr essen. In Wirklichkeit ist es mir aber noch immer zu warm und um 11 Uhr nachts, also bei Halbzeit des Rennens bin ich durch. Die ganzen Streckenposten haben mittlerweile ihre Grills angeworfen und der Duft von Spanferkel und gegrillten Rinderhälfte zieht über die Strecke. Ich weiß nicht, wie ich durch diese Nacht kommen soll. 6 Stunden bis zum Tageslicht. So sehr sich mein Körper auf die kühleren Temperaturen gefreut hatte, so sehr fürchte ich mich vor den dunklen technischen Abfahrten. Es ist einer dieser Momente, wo man alle 30 Sekunden auf die Uhr starrt, um zu merken, dass die Viertelstunde noch immer nicht rum ist. Als würde man mit seiner Liebsten zum drölfzigtsen mal „Dirty Dancing“ schauen müssen und Jennifer Grey hat noch nicht einmal ihre Melone getragen.
Mittlerweile hat aber die Toboga geöffnet , Fans, DJ, Camper alles versammelt sich um uns zu feiern. Der Moment warum ich hier bin. Einmal als Solofahrer durch die Toboga. Angefeuert wie ein Gladiator, der in den Kampf zieht. Aus dem dunklen Trail tauche ich ins Flutlicht, Wasserspritzer, Tröten, Techno Mucke…10 Sekunden Ruhm, ehe ich wieder in der Einsamkeit der Dunkelheit verschwinde. Es wird immer ruhiger auf der Strecke, quasi in jeder Runde verschwindet ein weiterer Lichtkegel vom Kurs. Ganz selten werde ich überholt oder überhole selbst noch Fahrer. Diejenigen die ich sehe sind genauso erbärmlich wie ich unterwegs: zugekrustet mit Dreck, die Knie oder Ellenbogen mit Blutbahnen durchzogen. Ich bin scheinbar einer der Wenigen, der noch nicht abgeflogen ist. Mittlerweile habe ich einen Pilz in einer Linkskurve entdeckt, er sieht aus wie ein 20 Zentimeter großer Champignon. Ich taufe ihn auf den Namen Gertrud und grüße ihn jede Runde von Herzen, um wenigstens etwas Gesellschaft zu haben, während die Königin unbehelligt in der Dunkelheit weiter wütet. Auch Freund Andreas ist mittlerweile ausgestiegen, er hat bei nem Crash die Radbrille mit Sehstärke geschrottet und kann deswegen nicht mehr weiter fahren. Ich sehe dunkle Gestalten, mit ihren Stirnlampen sitzen sie zusammengekauert auf Steinen, stehen kopfschüttelnd am Fuße des Anstiegs oder liegen einfach bewegungslos im Gebüsch. Wie fertig muss man sein, wenn man es nicht einmal zurück an seinen Platz schafft, wo man sich waschen, verpflegen, ausruhen könnte. Stattdessen verweilen sie zusammengekauert irgendwo im Niemandsland. Ich selbst kann zumindest noch fahren, aber meine Rundenzeiten sind gut 15 Minuten langsamer als am Tage. Ich passiere einen Uphill über ein Steinfeld und plötzlich höre ich ein Zischen ab Hinterrad. Das Geräusch fährt mir durch Mark und Bein.
Ein Hinterraddefekt mitten in der Nacht hier fernab von jeder Hilfe. Königin Finale wird grade zur fiesen Nummer. In Wirklichkeit hat der Fotograf nämlich nur seine Drone gestartet, aber ich sehe es bildlich vor mir wie die Hexe im Gebüsch sitzt und sagt „He he, ausgetrickst“. Zäh geht es weiter durch die schier endlose Nacht. Die “Warum“ Frage kam jedoch nie auf, weil ich von Anfang an wusste wie leidvoll das hier wird. Finale ist wie eine Steuererklärung – eigentlich will man nur die Kohle, aber das Formular dazu ausfüllen will keiner. Ich kämpfe weiter.
Kurz vor Morgengrauen zieht eine Dame an mir vorbei. Zuvor war ich schon bei Gertrud und Jennifer hat endlich ihre Melone abgegeben. Ich blicke zu ihr rüber und sage „nice Bike“, sie fängt sofort an zu lachen, denn sie fährt das gleiche Pivot Mach 4 wie ich. Wir biegen gemeinsam in die Trailabfahrt und trotz der atemberaubenden Geschwindigkeiten, die meine wulstige Fleischmasse bergab erzeugen kann, klebt sie dicht am Hinterrad. Ich drehe mich erneut um und sage “it seems your Pivot is faster than mine“. Sie lacht erneut. Wie sich am Folgetag herausstellt, habe ich mit Kait Boyle der 24h Weltmeisterin von 2018 gesprochen und per Instagram bedankt sie sich sogar für die wenigen Sekunden Spaß…es sind so kleine Momente, mit denen man sich durch die dunklen Phasen eines solchen Rennen hangelt. Ich werde wenig später von Jason English, ebenfalls auf Pivot unterwegs angequatscht. Er fragte nur ganz trocken: „Do you enyoy it?“ – „Not really”, lautet meine Antwort.
Irgendwann ist diese unsägliche Nacht zu Ende, mein Betreuerteam wurde bereits um eine Dame größer – Sandra, „Drunkes“ Ehefrau und Betreuerin, hat sich zu uns gesellt. Da ihr Tobias bereits ausgeschieden ist, betreut sie nun mich weiter. Ein unglaublich geiler Moment. Auf der Strecke schenken wir uns nix, aber wenn man Hilfe braucht, halten die Ultras zusammen. Die ersten Sonnenstrahlen überwinden die Klippen und es trifft mich wie ein Blitz, schlagartig steigen die Temperaturen. „Diejenigen, die ich gestern noch nicht verschlungen habe, hole ich mir im Morgengrauen“ wettert die Königin und sie sollte recht behalten. Es ist erst halb 8 und es sind noch 4 Runden zu fahren. Ich selbst bin am verzweifeln – ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie ich diese Runde noch vier Mal bewältigen soll. Plötzlich habe ich Jochen um mich rum, wahrlich kein gutes Zeichen. Ein gequältes „Hallo Daniel“ zeigt eindrücklich das auch die Topathleten nur Menschen sind. Der arme Kerl muss 4 Stunden vor Rennende vom Rad und eine bittere Niederlag einstecken (erhole dich gut mein Freund). Mir selbst geht es physisch doch noch ordentlich, gut die Füße sind taub, über dem rechten Knöchel habe ich ne Schwellung, die Hände voller Blasen schmerzend, kann ich den Lenker kaum halten…aber alle neuralgischen Schmerzpunkte sind beherrschbar. Allerdings bin ich mental völlig zerstört. Die Gedanken immer nur um die bevorstehenden 4 Runden kreisend – ich schaffe das nicht, ich kann das nicht, ich will das auch nicht mehr. Ich setze mir fest das Ziel ich fahre zwei Runden und sauf dann ein Bier, um kurz vor Rennende noch eine Ehrenrunde zu drehen. So fahre ich zwei Runden später an die Box und sage Jonas „Komm mach mir ein Bier auf, ich kann nicht mehr“. Marco bringt roboterartig schon das Bike wieder in Schwung, ölen, neue Trinkflasche usw. Jonas öffnet widerwillig die Flasche und meint, „Daniel du kannst hier nun rumpimmeln und Bier saufen oder du fährst um Platz 10 weiter.“ „Jungs ich kann hier keine zwei Runden mehr fahren!“ Plötzlich kommt Andreas um´s Eck: „Wer sagt Dir, dass Du keine zwei Runden mehr schaffst, geh raus und fahr Deine zwei Runden. Du hast 15min Vorsprung auf Platz 11.“
Ich hasse sie alle, ALLE, ALLLLEEEEEEEEEEEE
Marco hält mir sogar das Bike schräg, damit ich überhaupt noch aufsteigen kann. Frustriert trete ich weiter mit einer Wahnsinns-Wut im Bauch. 25 Minuten sind vergangen und plötzlich rauscht ein schneller Solofahrer an mir vorbei und attackiert volle Lotte in die Steigung. Panisch denke ich das muss P11 sein, Mist. Wenn ich diese zwei Runden fahren muss und dann trotzdem 11er werde, dann explodier ich, es zerreißt mich, damit käme ich mental gar nicht klar, daran würde ich zerbrechen. Ich klemme mich an sein Hinterrad. Erstmals muss sich wieder über 300 Watt treten und er zieht seinen Angriff nicht nur über die erste Steigung, sondern setzt ihn bei der Zweiten fort. Fast panisch suche ich nach Lösungen – kann ich den im Sprint bezwingen, bin ich technisch stärker und greife in der Abfahrt an. Keine Ahnung wie gut der ist, zu wenig Informationen während ich nach Luft ringe und noch anderthalb Runden zu fahren sind.
Die ganzen mentalen Nackenschläge und der Frust der letzten Runden verpuffen auf Anhieb. So trete ich hier nicht ab. Wir schreiben den 28.05.2022, Ort Finale Ligure, 9.30 Uhr irgendwo im Wald und Daniel geht in den Beastmode. Kollege P11 drückt den zweiten Anstieg hoch und als wir die Kuppe erreichen tu ich mir weh, wie in den letzte 22 Stunden nicht. Ich will den Kerl kaputt machen, der muss nicht ansatzweise meinen, dass es hier etwas zu holen gibt und ich trete im Sprint in die Abfahrt und biege zum Horrorstück ein. Alle schiebenden Personen vor mir scheuche ich aus dem Weg. Es wird das zweite Mal sein, wo ich das Horrorstück fahrend bewältige.
Die Rundenzeit purzelt wieder deutlich unter die Ein-Stunden-Marke. P11 ist längst außer Sichtweite, aber ich bin gerade #unstoppable. Seit langem verzichte ich auf einen Stopp bei der Crew und ziehe voll durch, um dann die 23igste Runde genau so schnell wie meinen Dritte zu fahren, welche bis dato meine Schnellste war.
Unfassbar komme ich dann nach 24 Stunden und 9 Minuten auf Platz 10 und als bester deutscher Fahrer ins Ziel der Wembo 24h Weltmeisterschaft. Gut den Schluss hätte ich mir sparen können, denn der besagte schnelle Solofahrer war gar nicht der 11-Platzierte.
Und so endet die Geschichte vom Kerl am Streckenrand, der einst die Solofahrer in der Toboga bestaunte, um 5 Jähre später selbst einer zu werden.